Arbeitsgebiete

1. Langzeitprojekte

Hauptaufgabe des Freiburger Forschungszentrums ist die wissenschaftliche Bestandsaufnahme und Dokumentation aller in den alten Bundesländern erhaltenen, teils an ihren ursprünglichen Standorten, teils in musealem und privatem Besitz bewahrten mittelalterlichen Glasmalereien. Bearbeitung und Edition des in 28 Teilbänden geplanten Gesamtwerks gliedern sich wie folgt:

Gesamtplanung / Alte Länder:
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  • (1958 erschienen)
  • (1986 erschienen)
  • (1994 erschienen)
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  • (1979 erschienen)
  • (2010 erschienen)
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  • (2011 erschienen)
  • (1999 erschienen)
  • (2008 erschienen)
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  • (1974 erschienen)
  • (in Vorbereitung)
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  • (in Vorbereitung)
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  • (2017 erschienen)
  • (1992 erschienen)
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  • (in Vorbereitung)
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  • (2002 erschienen)
  • (2013 erschienen)
  • (2019 erschienen)
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  • (2022 erschienen)
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  • (1987 erschienen)
  • (2015 erschienen)
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Die Bearbeitung der in den neuen Bundesländern erhaltenen Glasmalereibestände erfolgt durch die Arbeitsstelle für Glasmalereiforschung des CVMA in Potsdam (Arbeitstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften), Am Neuen Markt 8, D-14467 Potsdam, Tel. 03 31/27 96-0, Fax 03 31/27 96-130.
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2. Restaurierungsberatung

Die Bearbeitung der Bestände im Rahmen des CORPUS VITREARUM hat im Verlauf der letzten 30 Jahre immer häufiger dringend gebotene Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen an den durch Umwelteinflüsse und unsachgemäße Pflege bedrohten Denkmälern nach sich gezogen. Damit ist den Corpus-Autoren mit ihren spezifischen Kenntnissen und Erfahrungen eine denkmalpflegerische Verantwortung zugewachsen, die neben der Initiierung von Sicherungsmaßnahmen auch die fachliche Beratung der beteiligten Institutionen (Gemeinden, Bau- und Denkmalpflegeämter, Restaurierungswerkstätten) umfaßt. Die Engführung von kunstgeschichtlicher Forschung und Denkmalpflege ist mittlerweile zur unabdingbaren Voraussetzung für jede verantwortungsvolle Restaurierung geworden.

Schadensbilder

Mittelalterliche Gläser sind auf Grund ihres relativ niedrigen Silikatgehalts im Vergleich mit modernen Scheiben chemisch wenig widerstandsfähig. Insbesondere die seit der Industrialisierung ständig zunehmende Luftverschmutzung kann daher im Zusammenwirken mit Regen und Kondenswasser Verwitterungsprozesse auslösen, die die bis dahin jahrhundertelang oft kaum beeinträchtigten Gläser irreparabel schädigen.

Der Zerstörungsprozeß beginnt (meist an der Außenseite) zunächst punktförmig als Lochfraß. Dabei dringt das mit Schadstoffen angereicherte Regen- oder Kondenswasser durch mikroskopisch feine Risse der Glashaut in das 'weichere' Glasinnere ein. Am Ende verschiedener chemischer Reaktionen entstehen neben anderen Produkten Gipskristalle, die aus den Mikrorissen hervorquellen und schollenartig die Oberfläche anheben. Der Gips wirkt einerseits stark wasseranziehend und speichernd, was die weitere Verwitterung begünstigt, andererseits ist er undurchsichtig, wodurch die künstlerische Wirkung des Glasgemäldes zerstört wird. Die zunächst punktförmigen, mit Korrosionsprodukten gefüllten Krater vergrößern sich im Laufe der Zeit und überziehen schließlich die gesamte Glasoberfläche als Flächenfraß. Zusätzlich kann die Transparenz (besonders bei manganhaltigen Gläsern) durch Verbräunungen im Inneren des Glases vermindert werden.

Aber auch die Bemalung auf der Innenseite ist oft stark gefährdet durch die in manchen Kirchen von Heizungsabgasen belastete Innenluft. Geringe handwerkliche Fehler des mittelalterlichen Glasmalers können zudem die Haftung des Schwarzlots auf dem Trägerglas herabsetzen, was meist den Verlust der unersetzlichen Zeichnung bedeutet.

Alle mittelalterlichen Glasmalereien wurden im Laufe der Jahrhunderte in regelmäßigen Abständen gewartet, geflickt, ergänzt und seit dem 19. Jahrhundert auch restauriert. Nicht immer stand dabei die Bewahrung der historischen Substanz im Vordergrund. Gesprungene Gläser ergänzte man großzügig und ersetzte vermeintlich 'unpassende' Originalteile. Lockere Schwarzlotbemalung wurde abgeätzt und neu aufgetragen oder mit Glasfluß überdeckt und nochmals eingebrannt. Auch mit kalt aufgetragenen Lacken versuchte man dem Malereiverlust zu begegnen, was später zu schweren Schäden an der originalen Bemalung führte. Bei nassen Doublierungen klebte man das zerbrochene Originalglas auf ein rückseitiges Trägerglas oder zwischen zwei dünne Glasscheiben; die meist organischen Klebstoffe zeigen inzwischen starke Vergilbungserscheinungen und werfen häufig Blasen.
Bis in unsere Zeit werden immer wieder intakte Bleinetze ausgetauscht, um den Arbeitsaufwand und den Verdienst der Werkstatt zu erhöhen. Die solchermaßen überarbeiteten Glasmalereien sehen zwar häufig 'wie neu' aus, ihre historische Aussagekraft und ihr Wert als Kunstwerk werden dadurch jedoch stark gemindert.

Restaurierung

Bei jeder Restaurierung sollte oberste Maxime die strikte Erhaltung der Originalsubstanz (auch die der historischen Ergänzungen) sein. Es muß immer der geringste Eingriff in das Objekt gewählt werden, zudem sollten die Arbeiten möglichst reversibel (d.h. rückführbar) sein. Alle Eingriffe und Veränderungen müssen in detaillierten Zeichnungen und Fotografien und bei Bedarf am Objekt dokumentiert werden. Diese Grundsätze fordern ein hohes Maß an Sensibilität vom Restaurator und eine technisch gut ausgestattete Werkstatt.

Obwohl jede Scheibe ein spezifisches, eigens entwickeltes Restaurierungskonzept verlangt, lassen sich dennoch, grob vereinfacht, grundlegende Arbeitsschritte beschreiben: Lockere Malschichten müssen im Bedarfsfall gesichert werden, bevor man die Scheiben außen und innen trocken reinigen kann. Letzteres ist notwendig, um die wasserspeichernden Gipsschichten auszudünnen und die Transparenz wieder zu erhöhen. Die Reinigung, die unter dem Mikroskop kontrolliert wird, muß äußerst vorsichtig erfolgen und führt keinesfalls wieder zu einer blanken Glasoberfläche. Ein dünner Rest der Verwitterungsschicht bleibt erhalten, um die sehr empfindliche Glashaut zu schützen. Aus demselben Grund verbietet sich auch ein Abwaschen mit Wasser oder gar mit Chemikalien. Erwiesenermaßen zeigt eine optische 'sauber' gereinigte Scheibe innerhalb kürzester Zeit schlimmere Schädigungen als vor der Säuberung.

Parallel zu den restauratorischen Arbeiten können chemische Analysen von Glas- und Verwitterungsauflagen Aufschlüsse über eventuell erforderliche weitergehende Freilegungen und Konservierungsmaßnahmen geben. Sprünge werden mit speziellen Kunstharzen geklebt und Fehlstellen mit stilistisch passenden, signierten Ergänzungen geschlossen. Der Zustand des Bleinetzes ist zu überprüfen, vorhandene Schäden (Brüche, Instabilität) werden behoben.

Keine Restaurierungs- oder Konservierungsmaßnahme kann jedoch die Scheibe endgültig vor Zerstörungen bewahren. Als bislang bester und einziger Schutz vor weiteren Schäden und Verwitterungen hat sich der Einbau der Glasmalereien in einer stabilen Rahmung hinter einer Schutzverglasung aus klarem Glas erwiesen. Eine ausreichende Belüftung des Scheibenzwischenraums muß jedoch gewährleistet sein, um das Auftreten von schädigendem Kondenswasser möglichst zu vermeiden.

Schematische Darstellung einer Außenschutzverglasung (nach E. BACHER)
Erläuterungen zum Montagemodell:
a  Schutzverglasung im ursprünglichen Fensterfalz
b  Belüfteter Zwischenraum
c  Originale gerahmte Farbverglasung auf Abstandhaltern montiert

Eine detaillierte schriftliche und bildliche Dokumentation des Vor- und Endzustandes sowie aller durchgeführten Arbeiten steht am Ende der Restaurierung. Nachsorgend sollten die Oberflächen der gereinigten Scheiben und die Funktionsfähigkeit der Außenschutzverglasung in regelmäßigen Abständen überprüft werden.
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3. Mitwirkung an Ausstellungsprojekten

Von Anfang an hat das Freiburger Forschungszentrum an der Planung und Durchführung von Ausstellungen mitgewirkt. Neben reinen Glasmalerei-Ausstellungen betraf dies auch die Einbeziehung der Bildgattung in übergreifende Themen- und Epochenausstellungen:

1975 - Glasfenster aus dem Freiburger Münster. Freiburg i. Br., Augustinermuseum
1977 - Die Zeit der Staufer. Geschichte - Kunst - Kultur. Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum

1978 - Die Parler und der Schöne Stil. 1350-1400. Köln, Kunsthalle (Schnütgen-Museum)

1985 - Vom Leben im späten Mittelalter. Der Hausbuchmeister oder Meister des Amsterdamer Kabinetts.
Amsterdam, Rijksmuseum / Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut

1989 - Les bâtisseurs des cathédrales gothiques. Strasbourg, Ancienne Douane (Les Musées de la Ville de Strasbourg)

 

1995 - Bilder aus Licht und Farbe.
Meisterwerke spätgotischer Glasmalerei. "Straßburger Fenster" in Ulm und ihr künstlerisches Umfeld. Ulm, Museum

1997 - Von der Ordnung der Welt.
Mittelalterliche Glasmalereien aus Esslinger Kirchen. Esslingen, Franziskanerkirche

1998 - Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498. Freiburg i. Br., Augustinermuseum

1998/99 - Himmelslicht.
Europäische Glasmalerei im Jahrhundert des Kölner Dombaues (1248 - 1349). Köln, Kunsthalle (Schnütgen-Museum)

2000 - Painting on Light. Drawing and Stained Glass in the Age of Dürer and Holbein. Los Angeles, The J. Paul Getty Museum. St. Louis, St. Louis Art Museum

2000 - Aufleuchten des Mittelalters.
Glasmalerei des 19. Jh. in Freiburg. Freiburg i. Br., Augustinermuseum

2001 - Spätmittelalter am Oberrhein. Alltag, Handwerk und Handel, 1350-1525. Karlsruhe, Badisches Landesmuseum. Maler und Werkstätten, 1450-1525. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle

Die Glasgemäldesammlung der Großherzöge von Baden
Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe, Schloß vom 20. 9. - 2. 11. 2003

Im Auftrag des Stuttgarter Instituts für Auslandsbeziehungen (IfA) wurde außerdem eine didaktische Wanderausstellung mit dem Titel "Deutsche Glasmalerei des Mittelalters. Eine exemplarische Auswahl" konzipiert, die von 1988 bis 1997 an über 30 Orten in zehn europäischen Ländern zu sehen war.

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